Volksgarten Nymphenburg 1890-1916

Am 15. Mai 1890 wurde der Volksgarten Nymphenburg als "größtes Vergnügungsetablissement Deutschlands" (so die Eigenwerbung) auf dem Gelände der ehemaligen Brauerei Nymphenburg eröffnet. Es umfasste eine Fläche von etwa 4 Hektar und wurde (nach heutiger Straßeneinteilung) von Südlicher Auffahrtsallee, Döllinger-, Roman- und Notburgastraße begrenzt. Vorbilder des kommerziellen Belustigungsgartens waren u.a. das Tivoli in Kopenhagen (1843) und der Volksprater der Weltausstellung in Wien (1873).

In einer vom kgl. Oberinspektor Kolb gestalteten Gartenanlage bot das Unternehmen für 30.000 Besucher Attraktionen aller Art: eine Hauptrestauration, verschiedene kleinere Restaurationen, eine oberbayerische Almhütte, eine ungarische Csárda und ein Festsaalgebäude luden zu gastronomischen Erlebnissen ein. Weitere Vergnügungen boten die Varieté-Sommerbühne, ein Hippodrom, ein Aussichtsturm, eine Seilbahn, eine Grotte, der Musikpavillion, der Ballon captif "Luitpold" (ein nach dem Prinzregenten benannter Fesselballon, der an einem Kabel mit der Erde verbunden war), sportliche Einrichtungen und Kinderspielplätze mit Märchenhütte und Reitpferden. Musikalische Festlichkeiten und Feuerwerk sowie Tanzveranstaltungen, auch in den Wintermonaten, gehörten zum ständigen Angebot. Mit seinem populären und breiten Programmangebot sprach der Volksgarten alle Bevölkerungsschichten an.

Finanzier und Eigentümer des Unternehmens war der Münchner Immobilienspekulant Heinrich Theodor Höch, Inhaber des Café Luitpold. Er hatte keine Erfahrung was die Führung und Organisation von Großgastronomie und öffentlichen Belustigungen anbelangte und kooperierte daher mit dem Vergnügungsfachmann >>Hugo Oertel. Dieser zählte damals zu den wichtigsten Direktoren des deutschen Varietés.  Am 1. Mai 1890 wurde er erster Pächter des Volksgartens, alle stationären Vergnügungsbauten standen unter seiner Leitung. Es war seine Idee, alle Arten von Freizeit- und Vergnügungsangeboten an einem Ort stationär zu vereinen. Auch Sensationsartistik wurde hier in großen Stil geboten und der Volksgarten machte damit zeitweise den Varieté und Zirkusunternehmen große Konkurrenz.

Trotzdem schwand die Gunst den Publikums. Der Niedergang war nicht aufzuhalten, zumal die neue Eigentümerin, die "Villenkolonie Nymphenburg", andere Pläne mit dem Gelände hatte. Teile des Areals wurden bebaut. Das Angebot beschränkte sich nunmehr auf die Restaurationsbetriebe, während des ersten Weltkriegs schloss der Volksgarten endgültig.

# Weisser, Jürgen. Zwischen Lustgarten und Lunapark: Der Volksgarten Nymphenburg (1890-1916) und die Entwicklung der kommerziellen Belustigungsgärten. München: Utz 1998

 

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