Liesl Karlstadt 1892-1960

Volkssängerin, Autorin, Schauspielerin, Musikerin, Kabarettistin und Bühnenpartnerin von >>Karl Valentin.

Liesl Karlstadt, mit bürgerlichem Namen Elisabeth Wellano, wird am 12. Dezember 1892 als Tochter eines Bäckers in München Schwabing geboren.

1910 nach einer Lehre als Textilverkäuferin arbeitet sie im Kaufhaus Tietz (Hertie) und wird Soubrette bei einer Münchner Volkssängertruppe im >>Frankfurter Hof.

1911 lernt sie >>Karl Valentin kennen, der ihr komisches Talent entdeckt und den Künstlernamen Liesl Karlstadt erfindet, in Anlehnung an den von ihm verehrten Volkssänger >>Karl Maxstadt.

Ab 1913 steht das Komikerpaar Valentin/Karlstadt mit Sketchen, Couplets und Szenen auf allen wichtigen Münchner >>Brettl-Bühnen, >>Singspielhallen und >>Varieté-Bühnen.  

In den 1920er Jahren ist das Duo überaus erfolgreich. Liesl Karlstadt ist dabei weitaus mehr als die ideale Partnerin, Ideen- und Stichwortgeberin für Karl Valentin. Sie beherrscht nicht nur verschiedene Instrumente (Ziehharmonika, Klarinette, Tuba und Gitarre), sondern von allem die Kunst der spielerischen Improvisation, musikalisch sowie körperlich. Es entstehen, meist aus dem Stegreif, annähernd 400 Couplets, Solovorträge und Szenen, in denen sie häufig Hosenrollen übernimmt. Es hat lang gedauert, bis ihre künstlerische Eigenständigkeit anerkannt und sie nicht nur als Appendix von Karl Valentin gesehen wurde. "1950, zwei Jahre nach Valentins Tod, wurde in einem Verlagsvertrag Karlstadts Miturheberrecht an 25 größeren Stücken bestätigt; kleinere Szenen und Dialoge, bei denen Valentin in seinem Repertoireverzeichnis ihre Mitautorenschaft angab, sind dabei nicht berücksichtigt.(...)" (Dimpfl, Monika: Liesl Karlstadt. Nebenbeschäftigung: Komikerin. München 2002. S.127). Heute sind Manuskripte aus ihrem Nachlass bekannt, deren alleinige Urheberin sie ist. Sie liegen im Bestand der >>Monacensia und des >>Valentin-Karlstadt-Musäums.

Ab 1922 zahlreiche Schallplatten- und Filmaufnahmen.

1923 Gastspielreisen nach Wien, Zürich und Berlin.

1928 Zweites Gastspiel in Berlin.

1930 steht sie zum ersten Mal ohne Karl Valentin auf der Bühne: sie spielt Frau Vogel in Bruno Franks Sturm im Wasserglas an den Münchner Kammerspielen.

1932 Einzelengagement am Münchner Volkstheater in Die drei Gschpusi der Zenta von Heinrich Hincks und Josef Mooshofer.

1934 Beteiligung an Valentins Kuriositäten-Kabinett Panoptikum, sie verliert dabei ihre kompletten Ersparnisse.

1935 Nervenzusammenbruch und Selbstmordversuch, es folgen mehrere Klinikaufenthalte, immer wieder unterbrochen von Auftritten, Filmarbeiten und Plattenaufnahmen.

1940 Einzelengagement in der >>Bonbonniere.

1941-1943 arbeitet sie unter dem Namen Gefreiter Gustav als Mulitreiberin bei den Gebirgsjägern auf der Ehrwalder Alm/Tirol, daneben Auftritte in München.

1947 Erster Auftritt mit Karl Valentin nach siebenjähriger Pause.

1948 Letzter gemeinsamer Auftritt am Platzl im >>Neuen Simpl mit Karl Valentin, der am 9. Februar stirbt.

ab 1948 arbeitet sie als Schauspielerin an Theatern und in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen. Tourneen mit den Bunten Abenden des >>Bayerischen Rundfunks. Rolle der Mutter in den Hörfunksendungen Brumml G'schichten und der Familie Brandl.  

1950/51spielt sie die Balbina in Marieluise Fleißers Der starke Stamm an den Münchner Kammerspielen.

1956 dreht sie mit Beppo Brehm den ersten Werbespot im Fernsehen.

Liesl Karlstadt stirbt am 27. Juli 1960 in Garmisch und wird auf dem Bogenhauser Friedhof in München bestattet. Eine Brunnenfigur am Viktualienmarkt wurde 1961 von Hans Osel gestaltet.

 

# Dimpfl, Monika: Immer veränderlich. Liesl Karlstadt (1892 bis 1960). München 1996

# Dimpfl, Monika: Liesl Karlstadt. Nebenbeschäftigung: Komikerin. Texte und Briefe. München 2002

Wendt, Gunna: Liesl Karlstadt. Ein Leben. München 1998

# Wendt, Gunna: Liesl Karlstadt. Münchner Kindl und Travestie-Star. Berlin 2007

# Bronnen, Barbara: Karl Valentin und Liesl Karlstadt. Blödsinnskönig – Blödsinnskönigin. Berlin 1998

# Endres, Ria: Liesl Karlstadt und ihre Verwandlungskunst. Ulm 2010

# CD Liesl Karlstadt: Verrückte Märchen und komische Lieder. Aufnahmen 1919-1955, Trikont, 2001

# Filme: 1922 Mysterien eines Frisiersalons. 1932 Die verkaufte Braut. 1935 Kirschen in Nachbars Garten. 1936 Donner, Blitz und Sonnenschein.1936 Die Erbschaft. 1941: In der Apotheke. 1949: Um eine Nasenlänge. 1950: Das doppelte Lottchen. 1950: Die Nacht ohne Sünde. 1951: In München steht ein Hofbräuhaus. 1951: Die Dame in Schwarz. 1952: Der Weibertausch. 1953: Fanfaren der Ehe. 1953: Solange Du da bist. 1954: Die verschwundene Miniatur. 1954: Feuerwerk. 1955: Königswalzer. 1956: Die Trapp-Familie. 1956: Salzburger Geschichten. 1956: Dany, bitte schreiben Sie. 1957: Heiraten verboten. 1958: Wir Wunderkinder. 1958: Meine 99 Bräute. 1959: Liebe auf krummen Beinen. 1959: Späte Entdeckung. 1959: Das Taufessen. 1960: Schick deine Frau nicht nach Italien

 

 

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