Der Nowak
Einer der größten Erfolge von Hugo Wiener (1904 -1993), dem österreichischen Librettisten, Chanson-, Kabarett-, Drehbuch- und Bühnen-Autor sowie Pianisten. 1954 wurde Der Nowak erstmalig von Cissy Kramer im Wiener Simpl vorgetragen.
Die Schwabinger Gisela übernahm mit Einverständnis Hugo Wieners eine Strophe des Nowak-Chansons und kommentierte mit im Laufe der Zeit über 80 eigenen Strophen das aktuelle Tagesgeschehen in München.
Ich habe einen Mann, den viele möchten
Der immer mich bewahrt vor allem Schlechten
Ein jeder kennt ihn, Nowak ist sein Name
Ihm dank ich es, heut bin ich eine Dame
Ob angezogen oder als ein Nackter
Der Nowak hat am ganzen Leib Charakter
Ich hätt schon längst ein böses End genommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Ich hätt an vielen Dingen mein Vergnügen
Ich möcht so gerne in der Gosse liegen
Ich möchte einmal sinnlos mich besaufen
Ich möcht mit einem Freudenmädchen raufen
Ich möchte einmal Männer toll verbrauchen
Ich möcht statt Memphis Marihuana rauchen
Ich hätt auch längst schon Morphium genommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Ich möcht einmal bei Vollmond ein Vampir sein
Ich möcht Geliebte von einem Fakir sein
Damit mich, wenn ich lieg ohne Matratzen
Von hinten noch die Nagelspitzen kratzen
Ich möchte Austern mit der Schale essen
Ich möcht mit einem Walfisch mich vergessen
Das alles hab ich mir schon vorgenommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Der Nowak ist zwar einerseits ein Segen
Doch andrerseits lässt er mich nicht bewegen
Da stand ein Inserat in einer Zeitung
Es sucht von einem Nachtlokal die Leitung
Ein junges Mädchen, brav mit nettem Wesen
Das nackert tanzt vor Negern und Chinesen
Den Posten hätt ich sofort angenommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Ich möchte für mein Leben gern Modell sein
Das könnte ein Geschäft eventuell sein
Die Kurven müssten spielend mich ernähren
Von meinen könnt ich ziemlich lange zehren
Doch keiner will was Nacktes und Kompaktes
Die Ziegenbärte malen heut Abstraktes
Konkret hätt man mich nur ins Bett genommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Ich habe einen Mann vom Film getroffen
Der war verrückt nach Heimatstoffen
Die Schnulze müsst vor Kitsch und Sehnsucht riefen
Damit die Tränen eimerweise liefen
Im Silberwalde, wo die Nebel rauchen
Da sollte mich ein Förstersknecht missbrauchen
Die Rolle hätt ich gerne angenommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen
Man macht die Menschen mit Atomversuchen
Allmählich zu Idioten und Eunuchen
Wenn ich mich nachts im Lotterbette strecke
Dann schimmert mein Gerippe durch die Decke
Die Liebe kann mich gar nicht mehr beglücken
Wenn ringsherum die Geigerzähler ticken
Ich hab schon einen Tick davon bekommen
Aber der Nowak lässt mich nicht verkommen