Café Annast am Hofgarten

1960 feierte das Café Annast ein Juliäumsterzett: 185 Jahre Arkadisches Kaffeehaus - Hofgarten-Café, 50-jähriges Berufsjubiläum des Kabarettisten und Theaterleiters Gustl Annast und 40 Jahre Kabarett der Humoristen im Café Annast.

1775 wurde dem Italiener Pietro Sardi die Konzession erteilt, unter den Arkaden im Hofgarten Kaffee, Schokolade und "Lemonanze" auszuschenken und zwar "ohne jemands Einrede und Hindernis". Nach Abriss des Gebäudes wurde 1824 bis 1826 nach Entwürfen Leo von Klenzes das Bazargebäude mit klassizistischer Fassade und erhöhtem Mitteltrakt neu gebaut, das 1831 der Italiener Luigi Tambosi übernahm. Unter seiner Regie wurde das Hofgarten-Café zum gesellschaftlichen Mittelpunkt des eleganten Münchens. Zeitenweise war das Café auch um ein Varieté mit "abnormen Sehenswürdigkeiten" erweitert. Ein Chronist schreibt, dass für das Zurschaustellen eines jungen Adlers 30 Kreuzer, für die Darstellung eines Opersängers 40 Kreuzer bezahlt wurden (Programmheft Annast, April 1954).

Die Linie der Tambosi erlosch 1871. Das Café hieß danach Dengler, Putscher und Bauknecht.

Gustl Annast, 1882 in Salzburg geboren, kam 1908 nach einem Ingenieur-Studium nach München. 1910 bis 1913 leitete er das Kabarett Serenissimus. "Joachim von Delbrück, Freiin von Broich, Lona Nansen, Karl Stöhr, Gustl Annast, Karl Valentin und Liesl Karlstadt waren die leuchtenden Sterne des Kabaretts." (Programmheft Annast, September 1960)

1913/1914 gestaltete Annast die Savoyabende im Café Wittelsbach, die, neben Cabaret Nachtlicht und Cabaret Benz, das glanzvollste waren, was im München der Vorkriegsjahre zu erleben war. Als Soldat im Ersten Weltkrieg, kam Annast nach italienische Gefangenschaft 1919 zurück nach München und wurde Conférencier am >>Münchner Künstler Ring.

Seine Frau Anna, geb. Pscherr, übernahm 1920 das Café Bauknecht am Hofgarten, das von den Münchnern nach wie vor Tambosi genannt wurde - jeder neue Besitzer hatte diesen Hausnamen übernommen. Die Annasts brachen mit der Tradition. Sie machten das Annast zu einer großen Münchner Institution mit Kaffeehaus, einem Ballsaal und mehreren Veranstaltungssälen: die Annast-Hofgartenspiele entwickelten sich zum Magnet für Varieté-Künstler aus dem In- und Ausland. Ein Auftritt im Annast hatte hohen Stellenwert und wurde zum künstlerischen Gradmesser. Auch >>Bally Prell war sich dessen bewusst: sie verwies immer als erstes auf das Empfehlungsschreiben von Gustl Annast, das er ihr nach ihrem Auftritt 1954 ausgestellt hatte.

Bis 1926 stand Gustl Annast selbst auf der Bühne, danach widmete er sich mehr und mehr als spiritus rector administrativen Aufgaben, u.a. war er Alters- und Ehrenpräsident des Münchner Theater-Direktoren-Verbandes.

1928 wurde er als Prinz Gustl I. von Hofarkadien zum Faschingsprinzen der >>Münchner Gesellschaft Narhalla gewählt.

1936 erwarb das Ehepaar Annast das Nebengebäude "Odeon-Casino".

1945 Bei Kriegsende waren die Gebäude nach neun Bombenangriffen zu 85% beschädigt, das Odeon-Casino erlitt Totalschaden. Der Wiederaufbau des Hofgartencafés dauerte bis 1949.

1950 wurde am 1.Januar das Kabarett der Humoristen wieder eröffnet, es traten nun vor allem literarische Ensembles auf. Sämtliche Programme wurden vom >>Bayerischen Rundfunk, teilweise auch vom Fernsehen übernommen.

1965 starb Gustl Annast.

 >> Künstler, die von 1910 bis 1960 im Café Annast auftraten

# Annast, Gustl (Hg): Das lustige Vortragsbuch, München 1924

 

VolkssängerInnen

 

Brettl/Wirtshausbühnen

 

Theater/Varieté

 

Singspielhallen

 

Bayerischer Rundfunk 

 

Anfänge

 

Blütezeit

 

Krisenzeit

 

Wiederaufbau

 

seit 1970

 

Links & Literatur

 

Impressum

 

Gustl Annast

1955

Programmheft 1960

 

<< Theater/Varieté
<< Volkssängerinnen